ULF-Versuchsträger nach Krakau

Lange Zeit war es still um den ULF-Versuchsträger gewesen. Nachdem er seine Schuldigkeit getan hatte, war ihm ein Schicksal vorbestimmt, das auch so mancher andere Altwagen geduldig auf sich nehmen musste: das Vor-sich-hin-Rosten am Abstellgleis - vorerst in der HW, später im Bahnhof Simmering. Im Straßenbahnmuseum wollte man das gute, später doch recht schlechte Stück nicht haben, meinte doch der ehemalige Museumsleiter, so lange er da sei, "kummt do ka ULF eine".

2009 wurde der Versuchsträger schließlich an die Museumstramway Mariazell abgegeben. Dort konnte man sich mit der Erhaltung des seltsamen Vehikels - halb Porsche-Bim, halb c2, in der Mitte eine Sänfte mit zwei Einzelradfahrwerken - auch nicht recht anfreunden.

Am Donnerstag, dem 1. April 2010, wurde überraschend bekannt, dass der ULF-Versuchsträger sein restliches Schicksal nicht mehr in Österreich erdulden muss: Das Fahrzeug wird nach Krakau verkauft und soll dort als Musterwagen für den Umbau der zahlreich vorhandenen c3-Beiwagen dienen. Einerseits sind es starke Fahrgastzuwächse, die die aus Wien übernommenen und bestens adaptierten E1+c3-Garnituren an ihre Kapazitätsgrenze bringen, andererseits hat die polnische Großstadt auch mit diversen EU-Richtlinien zu kämpfen, die den Einsatz von barrierefreien Straßenbahngarnituren fordern.

Nach dem geglückten Umbau des ersten E6 kam man daher auf die Idee, mit anderen Fahrzeugen Ähnliches zu unternehmen. Die E1 kamen dafür nicht in Frage, da der Einbau eines Niederflurmittelteils zu großen Aufwand nach sich gezogen hätte: Ähnlich wie bei den E6 hätte ein E1 zum Achtachser mit Sänfte umfunktioniert werden müssen; die notwendigen Drehgestelle waren jedoch nicht verfügbar. Da erinnerte man sich an die ursprüngliche Form des ULF-Versuchsträgers mit seinen zwei c2-Enden.

Es ist nun geplant, die gesamte c3-Flotte in dieser Form umzurüsten: Der Beiwagen wird in der Mitte auseinandergeschnitten und zwei antriebslose Einzelradfahrgestelle werden eingebaut, sodass der Niederfluranteil weitaus höher sein wird, als dies bei herkömmlichen Umbauten (Niederflurmittelteil zwischen Drehgestell-Gelenken) der Fall wäre.

Man darf gespannt sein, wie rasch die Krakauer Verkehrsbetriebe den Umbau durchführen werden - nach den positiven Erfahrungen mit dem E6 zu "EU8N" dürfte es wohl nicht allzulange dauern, bis der erste c3 in seiner Umbauform als "cu6n" seine Runden in Polen ziehen wird.

Sie haben es sicher bemerkt: Diese Meldung war unser heuriger Beitrag zum 1. April. :-)