Meldung 12 |
Von: einem Leser |
Thema: ULF-Oje? |
Einige Kritiken an der wiener Niederflurstraßenbahn: In dem Clubmagazin des ÖAMTC "autotouring" (Ausgabe 11/98) stand ein Artikel über das mißglückte Haltestellenkap Hernals S. Auch ein Absatz über den ULF wurde niedergeschrieben: ...Daß sich die Niederflurtram ULF - wie vom Club erwartet - als technischer Flop erwiesen hat und über ein Versuchsstadium noch nicht hinausgekommen ist [...] Bei der Versuchsfahrt in Hernals ist der ULF sogar entgleist und just in den Trambahnhof an der Wattgasse gerast. Weiters habe ich gehört, daß der ULF eine Fehlkonstruktion sei, weil die Motoren über den Rädern plaziert sind, und sich diese dadurch schräg gegen die Schienen drücken würden, und dadurch wiederum würden die Räder extrem schnell abgenützt. Unlängst bin ich mit dem A 3 gefahren und habe festgestellt, daß er in einem schlechten Zustand ist. Die Türmotoren machen einen sehr gequälten Eindruck, dieses Piepsen, das immer wieder von der Decke kommt war lauter als vor drei Monaten, als ich das erste Mal mit dem A3 gefahren bin, und die Schallisolierung funktionierte auch nicht mehr so gut, wie einst - und noch was: auf dem hellen Boden sieht man den Schmutz wesentlich "besser" als auf den Böden von Hochflurstraßenbahnen. Daß der ULF bequem und bestens für Fahrer und Fahrgäste ist, ist nicht zu bestreiten, aber er ist sicher nicht das wirtschaftlichste und wartungsärmstes Fahrzeug der WVB. Schöne Grüße P. |
Antwort 1 |
>Von: Redaktion |
Nun, dem ÖAMTC-Artikel liegen wahrscheinlich Ereignisse aus der
Probezeit zu Grunde. Denn dass der 606er bei seinem Wettlauf mit dem M
entgleist wäre, hätte sich sicher herum gesprochen. Und die ULFe
sind doch schon serienreif, oder?
Der 3er quietscht - und zwar schon seit etwa drei Wochen nach seinem Ersteinsatz. Das Quietschen ist zwar nicht viel lauter geworden, trägt aber ungeheuer dazu bei, das Fahrzeug beim Herannahen an die Haltestelle zu erkennen, ohne sich umzudrehen. Außer bei 6, hier nur sehr leise, ist ein solcher Mangel (noch) nicht aufgetreten. Auch die weiße Seitenverkleidung warnt sehr deutlich vor Dreck. So kann man das Verschmutzen der Ärmel durch Auflegen der Arme auf die Armlehnen wirksam vermeiden. Dass das Fahrwerk mit Einzelradaufhängung und stehenden Motoren nicht wartungsarm sein kann, war den Auftraggebern hoffentlich schon immer bekannt. Auch auf Grund des hohen Anschaffungspreises der ULFe ist leider zu befürchten, dass sich das gute Kosten-Nutzen-Verhältnis der Straßenbahn (in Wien deutliche geringere Betriebskosten als Bus) sehr ins Negative verkehrt. Noch etwas, das allerdings vom Werk sicher nicht als Mangel gesehen wird, wird sich insbesondere im Winter deutlich bermerkbar machen: der automatische Gleit- und Schleuderschutz. Während beim Bremsen die Scheibenbremsen automatisch zugeschaltet werden bzw. Sandgabe erfolgt, wird beim Anfahren auf jene Beschleunigungskraft zurückgeschaltet, bei der die Räder gerade noch nicht schleudern. Ohne Sand kommt so mancher ULF auf nassen Schienen in der Knöllgasse bergauf über 20 km/h nicht hinaus. Nicht, dass ein E2 hier schneller fahren würde - aber beim ULF ist der Grund für die Fahrgäste halt nicht erkennbar. Frei von Mängeln ist bzw. war keine der bis jetzt im Linienbetrieb fahrenden Niederflurtrams. Wir planen dazu in nächster Zeit einen Bericht. G.S. |
Antwort 2 |
Von: Karl (Hannes) Haidvogel |
Die Wiener Linien neigen stark dazu, das Rad immer wieder neu zu erfinden: Als in Wien auf Niederflurbusse umgestiegen wurde, fuhr die Badner Bahn (Linie 60A) und die Fa. Dr. Richard (56B, 58B,156B) bereits lange mit Niederflurbussen, unser Bürgermeister (ich weiß nicht, ob es noch Zilk oder schon Häupl war) mußte sich in den Beweihräucherungszeitschriften mehrmals mit einem Bus der BadnerBahn abbilden lassen, um zu demonstrieren, dass in Wien schon Niederflur fährt. Die Wiener Linien haben deshalb so lange gebraucht, weil sie die Gastanks auf dem Dach konstrieren und testen mussten. Mercedes hat das aber schon lange gehabt und hätte es sicher in Lizenz vergeben. Außerdem: Mercedes hat einen kombinierten Diesel-Obus, der innerhalb von 45 Sekunden auf den jeweilig anderen Antrieb umstellbar ist. Damit ließen sich in Wien langsam aber sicher die wichtigsten Buslinien stückerlweise auf Obus umstellen Linie 48A von Ring bis Maroltingergasse, Linie 13A etc. Es würde den Wiener Linien und damit dem Wiener Steuerzahler sicher billiger kommen, würden die Wiener Linien bei Neuanschaffungen auf schon vorhandene Konstruktionen zurückgreifen und nicht selbst konstruieren wollen. |
Antwort 3 |
Von: Gerald Kempel |
Die allerersten Niederflurbusse fuhren ab
17.1.1991 auf den Dr.Richard Linien 79A und 80A, ganz offiziell wurden sie allerdings mit der Eröffnung der U3 im April 1991 auf den Linien 77A/78A/79A in Betrieb genommen. Erst im Herbst des selben Jahres erhielt die Badner Bahn drei Niederflurbusse für die Linie 60A. Daß man bei der Buspräsentation stolz behauptete, dies seien die ersten Niederflurbusse Wiens, war demnach komplett falsch. (Vielleicht weil man nicht zugeben wollte, daß ein Privatunternehmen (Dr.Richard) die ersten Busse hatte) Der Wiener Niederflurbus Prototyp wurde im März 1992 vorgestellt. Die Aussage des Hrn haisdvogel, der Bus mußte erst konstruiert werden, ist zwar richtig, jedoch muß man erwähnen, daß es zu diesem Zeitpunkt keinen einzigen Hersteller gab, der ein passendes Niederflurfahrzeug mit LPG-Antrieb liefern konnte. Nachdem die Wiener Linien hohe Anforderungen haben, dauerte es halt eine Weile, bis ein maßgeschneidertes Fahrzeug entstanden ist. Übrigens wurden viele Ideen, die man zuerst im Wiener Niederflurbus sah, von den deutschen Herstellern MAN (Gräf & Stift) bzw. Mercedes übernommen. z.B. die Haltestelleninnenanzeige, aber auch die Flüssiggastanks auf dem Dach, die erst ca. ein Jahr später mit den ersten Erdgasbussen auftauchten.
Daß Wien ein paar Innenstadtlinien auf
O-Bus umstellen sollte, halte ich für |