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Meldung 36
Von: Robert Online
Thema: Wiederinbetriebnahme alter Strecken
Nachdem mit Ende der 50iger Jahre bis Mitte der 70iger Jahre zahlreiche Strecken in besonders stilvollen Bezirken zugunsten des Busverkehrs eingestellt wurden, stellt sich die Frage, ob im Zeitalter von Umweltschutz und Parkraumbewirtschaftung in den inneren Bezirken die Wiederaufnahme einiger leistungsvoller Linien, z.T: mit korrigierten Streckenführungen jemals überdacht wurde:

z.B.
8,11,13,40,47,48,57,61,72,73,80,317,360,T

Das sind in der Regel die Linien, die durch Busse ersetzt wurden und nicht durch die U-Bahn.

Wie denken andere darüber oder gibt es Insiderinformationen, ob es mal seitens der Wiener Linien durchdacht wurde....

Anwort der Redaktion
Durchdacht wurde schon einiges. An neuen Linien geistert z. B. schon lange die Linie 27 (Kagran U - Siemensstraße S) herum. Weiters eine Verlängerung der Strecke 17 (derzeit Linie 26) über den Kagraner Platz hinaus Richtung Hirschstetten und eine Verlängerung der Strecke 26 (derzeit Linie 25) von Aspern nach Groß Enzersdorf.

Die ersten beiden Pläne haben im Zuge der U1-Erweiterung durchaus Chancen auf Realisierung, während die Strecke Aspern - Groß Enzersdorf offiziell noch auf Ansiedlung weiterer Einwohner im betreffenden Raum wartet - trotz Lage am General-Motors-Werk. Weiters gibt es noch Probleme bei der Weiterführung zum Siegesplatz (enge Straße) sowie auf der danach folgenden Bundesstraße, worüber noch keine Einigung mit der Bundesstraßenverwaltung hergestellt ist.

Nachgedacht wird über viel mehr - nur halt nicht offiziell -, denn die Verantwortlichen bei den Wiener Linien wissen sehr genau, dass eine Straßenbahnlinie weniger Betriebskosten verursacht und für den Fahrgast bequemer ist als eine Buslinie. Daher wehrt man sich auch hartnäckig gegen die Einstellung der Linie 42 und kämpft um jeden Meter Gleis oder baut mal schnell eine neue Verbindung ein, wenn keiner hinschaut - nämlich kein Politiker.

Das ist ein Hauptproblem. Obwohl fast zwei Drittel aller Wähler in Wien kein Auto besitzen, wird auf den Autoverkehr noch immer viel zu sehr Rücksicht genommen. Wenn ein paar Parkplätze verloren gehen oder eine Raserstrecke langsamer befahren werden müsste, bleibt die Straßenbahn halt auf der Strecke.

Interessanter Weise opponieren Politiker auch häufig gegen Beschleunigungsprogramme, obwohl Studien aus Zürich (in Wien hat man sie sich gespart) zeigen, dass eine von vier auf zwei Fahrstreifen - weil die Schienen nicht mehr befahrbar sind - verengte Straße mit konsequenter Bevorzugung der Straßenbahn die Kapazität für den Autoverkehr um bis zu 8 Prozent hebt! Die Gründe sind die erzwungene höhere Disziplin (z. B. kein Halten in zweiter Spur mehr) und dass der Autoverkehr von den von der Straßenbahn verlängerten Grünphasen der Ampeln profitiert.

Darüber hinaus gibt es noch jede Menge Kantönligeist - so streiten bei der Linie 27 die Bezirksvertreter des 21. und des 22. Bezirks und zwischen Wien und Niederösterreich herrscht ja nicht erst seit der Einstellung der Linie 360 Finanzkrieg. Übrigens waren diese und einige andere Stilllegungen seitens der Wiener Verkehrsbetriebe nie geplant - die größte Schleifenanlage Wiens in Rodaun wurde erst dreieinhalb Jahre vor der Einstellung in Betrieb genommen!

Bei den derzeitigen U-Bahn-Verlängerungen sehen zynische Menschen einen erstaunlichen Zusammenhang mit den Wohnsitzen einflussreicher Stadtregenten. Wir haben ja schon erwähnt, dass wir die derzeit geplanten bzw. im Bau befindlichen zum großen Teil für fragwürdig bzw. unnötig erachten. Auch kann eine U-Bahn eine Straßenbahnlinie niemals ersetzen, da sie unterschiedliche Fahrgastgruppen anspricht - U-Bahn = Fernverkehr; Straßenbahn = Nah- bis Mittelverkehr. Aber in einigen Fällen mag die verbleibende Fahrgastzahl eine Einstellung rechtfertigen.

Was die von Ihnen erwähnten Linien betrifft, sprechen Sie uns aus der Seele. Trotzdem sind einige in exakt der alten Form nicht wieder betreibbar, da die alte Streckenführung den moderenen Anforderungen nicht gerecht würde bzw. erforderten veränderte Fahrgastströme andere Linienführungen.

G.S.

Leser-Antwort 1
Von: Richard Hauser
Zur angesprochenen Wiederinbetriebnahme von alten Trassen, möchte ich auch auf eine alte Linie zurückkommen:

Die Linie 32, über die es vor ca. 2 Wochen in "Wien heute" einen Bericht zu sehen gab. Ich würde mir nach einer Verlängerung der U1 bis Leopaldau (wodurch der 25er in diesem Bereich sowieso eingestellt werden wird) die Linieneinteilung folgend vorstellen:

Linie 31: Wieder über die Jägerstraße (wodurch auch die heute nicht befahrene Jägerstraße zwischen Gaußplatz und Wallensteinplatz wieder in Betrieb wäre) nach (wie bisher) Stammersdorf

Linie 32: Wie damals, über die Klosterneuburger Straße, Floridsdorf nach Strebersdorf, so könnten die Bewohner von Jedlesee und Strebersdorf wieder direkt in den 1. Bezirk fahren (hier gabe es ja zahlreiche Unterschriftenaktionen)

Linie 25: Dieses Signal wäre einzustellen.

Linie 17 (26)?: Betrieb von Floridsdorf S U über Kagran U nach Aspern, und nachdem laut diversen Prognosen in einigen Jahren der 22. den 10. Bezirk an Einwohnern übertroffen haben soll, die von Euch bereits erwähnte Verlängerung über Eßling nach Groß Enzersdorf.

Linie 31/5 (33): Weiterführung wie heute, entweder Jostefstädter Straße U - F. Engels-Plaz bzw. - Großjedlersdorf.

Aber ich befürchte, wirklich NEUE Linien, bzw. Strecken werden wohl kaum noch gebaut, die letzte komplett neue war, soviel ich weiß, die Linie 64 Westbhf. - Alt Erlaa 1978, bis Siebenhirten 1979. Das ist immerhin schon über 20 Jahre her.

Zu einigen von Robert Online genannten Linien: Der 13er wird sicher nie mehr gebaut, da der ja der aller erste war, den die Autofahrer los werden wollten, der 57er würde in der heute leider sehr oft verstopften Gumpendorfer Straße wahrscheinlich der Sündenbock für den Stau, und der 8er wird entlang des Gürtels bestens von der U6 vertreten, im 15. und 12. Bezirk fehlt er jedoch (auch wenn der damals neue 9A nur von wenigen Leuten angenommen wurde, und deshalb immer wieder verkürzt wurde).

Selbstverständlich würde auch ich eine neue (alte) Strecke begrüßen, denn ich ziehe die Straßenbahn sogar der U-Bahn vor, wenn ich es nicht allzu eilig habe.

Beste Grüße
Richard Hauser

Leser-Antwort 2
Von: Wolfgang S.
zur meldung der geplanten linie 27
diese wird es auf längere zeit wohl nicht geben (vielleicht nie), da sie vorerst mit autobussen (27A) betrieben wird (strecke nicht ganz identisch), der bauteil des entwicklungsgebiets kagran west noch auf sich warten läßt und durch den bau der B3 sowieso kein geld vorhanden ist.

ebenso gibt es ja auch den "geist" der straßenbahnlinie 28, die wohl ein planer als scherz eingezeichnet hatte (quer durchs donaufeld)

grüße
wolfgang s.