Reisebericht: Köln

von Jacek Ruzyczka

Am 29. November 2001 erschien ich zum Absolventenkongress auf dem Kölner Messegelände. Zuvor hatte ich mir vorgenommen, die Stadt ausschließlich mit öffentlichen Verkehrsmitteln (und das Taxi gilt in diesem Zusammenhang nicht als solches!) zu befahren.

Der Kölner Hauptbahnhof befindet sich direkt neben dem Dom und fällt durch seine hektische Betriebsamkeit auf - auf dem Wiener Südbahnhof regiert im Vergleich dazu »tote Hose«! Der Vorplatz des Bahnhofs selbst ist viergeschoßig angelegt: Das oberste Geschoß ist eine Fußgängerzone, die treppenmäßig bis zum Eingangsniveau der Kathedrale aufsteigt. Einen Stock tiefer befindet sich eine Art Unterführung für Automobile mitsamt einer Bushaltestelle. Wahlweise von dort oder direkt vom Bahnhofsgebäude gelangt man zur Passage, von der aus dann die Bahnsteige der sogenannten »Stadtbahn« erreicht werden können.

Wie in Wien kann man auch in Köln Tickets für den öffentlichen Verkehr im Vorverkauf erwerben - sei es an der Personenkasse oder an einem der Automaten, die nahezu baugleich mit ihren Wiener »Kollegen« sind. Nur die Fahrscheine selbst (und damit auch die direkt im Wagen anzutreffenden Entwerter) schauen anders aus. Hinter der Bezeichnung »T1-Ticket« verbirgt sich übrigens ein einfaches 24-Stunden-Ticket.

Kaum hat man die Aufschriften auf den Wegweisern, die die Liniensignale und die nächste, vom jeweiligen Bahnsteig erreichbare, wichtigere Haltestelle angeben, entziffert, findet man sich schon auf einem hoffnungslos überfüllten und etwas düster anmutenden Bahnsteig wieder.

Verglichen mit Wien ist das Kölner Straßenbahnnetz ziemlich weitmaschig. Doch haben im Laufe der Jahrzehnte die Kölner Stadtväter (und -mütter :-)) wenigstens für mehr Tempo auf den Straßenbahngleisen gesorgt: In der Innenstadt und im Bereich von Durchzugsstraßen wurde die Strecke »unter Pflaster« gesetzt, »Stadtbahn« genannt und mit einem U als Symbol versehen. Oberirdisch fährt die Kölner Straßenbahn vorwiegend entweder vom Autoverkehr getrennt in Straßenmitte (wobei man zuerst über die Straße muß, um einen schmalen, leicht erhabenen Bahnsteig zu erreichen), oder auf, von jeder Fahrbahn völlig unabhängigen, Gleiskörpern. Kurz und bündig: ein Mischsystem aus Schnellstraßenbahn und USTRAB.

Am häufigsten trifft man in Köln auf Niederflur-Triebwagen Marke Bombardier, die sich äußerlich wie auch innerlich als nahe Verwandte des Wiener T-Wagens von der U6 ausgeben. Unter anderem die Linien 1 und 9, die den östlichen Stadtrand Kölns mit einem innerstädtischen Knotenpunkt, der Station Neumarkt, verbinden, werden ausschließlich von diesen modernsten Triebwagen der Kölner Verkehrsbetriebe bedient.

Daneben trifft man noch auf Hochflurwagen aus den 1980er-Jahren, bei denen bei Türschließung die Einstiegsstufen mittels eines Klappmechanismus verschwinden, und Fahrzeuge, die der Wiener Type E stark ähneln, aber über zwei Gelenke verfügen. Mit Ausnahme der letzt genannten sind alle Triebwagen mit automatischen Stationsansagen und digitalen Displays innen und außen ausgestattet. Auf dem Bahnsteig informieren Zugzielanzeiger in etwas schlecht lesbarer roter Leuchtschrift über die beiden nächsten ankommenden Züge mitsamt Angabe der Wartezeit in Minuten.

In Köln fahren die Straßenbahnen recht häufig (die Linie 9 etwa, die den Neumarkt mit dem Stadtteil Rath im äußersten Osten der Stadt verbindet, alle 7½ Minuten), und das bis in den späten Abend hinein, während für so manche Buslinie am Stadtrand schon kurz nach 20 Uhr »Sperrstunde« ist. Mit den Linien 16 und 18 erreicht man den Hauptbahnhof von Bonn, das quasi ein Spiegelbild des Kölner Systems aufweist. Daneben gibt es im Ballungsgebiet Köln-Bonn noch ein schütteres S-Bahn-Netz.