Reisebericht: Paris

von Günter Hasenberger

Métro:

Wenn man in einer U-Bahn-Station ankommt, sieht man Bahnsteigsperren, die das Schwarzfahren unterbinden sollen. Es sind Drehkreuze mit einer Tür dahinter. Das Kreuz lässt sich nur mit einem Fahrausweis öffnen, die Tür geht immer auf. Daher springen manche einfach über das Kreuz und öffnen dann die Tür. Um die Station zu verlassen, braucht man keinen Fahrschein mehr, da gibt es nur Türen, die automatisch aufgehen, wenn jemand hinausgeht.

Die Standardtype wurde in den Jahren 1967-1971 gebaut. Die Wagen haben ähnliche Fenster wie unsere E1, nur kann man sie nicht ganz so weit öffnen. Zum Öffnen der Türen gibt es einen kleinen eleganten Hebel, den man nach oben dreht.

Im Inneren gibt es Türen, die in den anderen Waggon führen, jedoch sind diese mit einem Dreikantschloss versperrt, denn sie werden nur im Notfall verwendet. Über diese Tür gibt es eine Art Zielschildkasten. Er ist sehr klein und in zwei Fächer unterteilt. Das obere ist gelb, das untere blau. Diese werden jedoch nur verwendet, wenn die Garnitur auf einer Linie unterwegs ist, die sich teilt wie beispielsweise die Linie 7 oder die Linie 13. Dann ist entweder das gelbe oder das blaue Schild beleuchtet. Die beiden Farben – gelb und blau – entsprechen den beiden Außenästen. Das wäre so, als ob die U6 nach Heiligenstadt gelb gewesen wäre und die U6 zur Friedensbrücke blau. Die Type gibt es in ähnlicher Ausführung für die „Gummiradl-U-Bahn“ (métro sur pneus), nur dass man dort nur den Mittelteil eines Fensters öffnen kann.

Eine andere Type wird hauptsächlich auf Linien mit Verzweigungen eingesetzt, also auf den Linien 7 und 13. Diese Type hat nicht nur innen, sondern auch außen seitlich die von mir erwähnten Zielschildkästen. Ansonsten hat sie bequemere Sitze (dunkelblaue Polstersitze; passend zur Innenverkleidung), dafür aber Klappfenster. Daher schätze ich das Baujahr auf Ende der 70er Jahre, es schaut auch vom Design her so aus. Die Tür öffnet man hier mit einem grünen Knopf. aInteressant finde ich auch die Zugzusammenstellung. Es sind 5-Wagen-Züge unterwegs. Ein Triebwagen mit Führerstand, allerdings nur in eine Richtung, dann kommt ein Beiwagen, dann ein Triebwagen ohne Führerstand - ersichtlicht an den Stromabnehmern, dann wieder ein Beiwagen und dann wieder ein Triebwagen mit Führerstand. Diese Zusammenstellung ist bei beiden Typen üblich.

Daneben sah ich noch eine andere Type auf der Linie 7bis. Sie wirkt neuer und hat eine Digitalanzeige. Gefahren bin ich mit ihr allerdings nicht. Soweit ich weiß, ist auch eine Type mit Oberleitung unterwegs, aber mir ist sie nie untergekommen.

Die Abfertigung funktioniert folgendermaßen: Die Züge werden mit einem Signalton abgefertigt. Dieser ist unterschiedlich lang, je nachdem, welche Länge der Fahrer für notwendig hält. Während dieses Tons darf man nicht mehr ein- oder aussteigen. Nachdem der Signalton verschwindet, schließen die Türen zuerst ein Stück bleiben kurz stehen und schließen dann ganz. In den Anfangsstationen gibt es vor dem normalen Ton noch einen zusätzlichen Signalton, der etwas anders klingt. Dieser entspricht quasi unserem "Einsteigen bitte".

Ein weiteres interessantes Detail, das mir auffiel, ist, dass neben dem Liniensignal weitere Zahlen stehen und dann erst das Ziel. Diese Zahlen sind Kursnummern. Haltestellenansagen gibt es in Paris keine, außer auf der Linie 14, die ohne Fahrer, dafür aber gummibereift fährt - dafür dort gleich zwei Mal: Einmal während der Fahrt und einmal, wenn die Türen öffnen – ähnlich wie bei den ÖBB-Talenten. Auf den anderen Linien wird nur auf die zahlreichen Baustellen à la Gumpendorfer Straße (diese Station war im Juli und August 2006 komplett gesperrt) hingewiesen. Bei Verzweigungen wird die Fahrtrichtung vom Fahrer durchgesagt und bei Endstationen wird durchgesagt, dass man eben bei der Endstation (Terminus) angelangt ist und das war’s auch schon.

Auch gibt es keine Anzeigen wie in Wien. Eine einfache Tafel mit der Linie, dem Ziel, und der Abfahrtszeit für den ersten und den letzten Zug reichen aus. Bei Linien mit Gabelungen wie 7 und 13 gibt es eine Anzeige. Hier werden die Abfahrtszeiten der nächsten beiden Züge pro Fahrtrichtung – also insgesamt die der nächsten vier – angezeigt. Bei der Linie 14 gibt es einen kleinen Bildschirm, der die Abfahrtszeiten verkündet.

Umsteigen dauert sehr lange, denn man geht durch viele verwinkelte Gänge.

Schnell ist die Métro allerdings nicht. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt nirgends mehr als 60 km/h außer auf der Linie 14. Es wird natürlich auf Signal gefahren. Auch bei der 14 gibt es noch Signale für den Notfall. In Betrieb sind sie allerdings immer.

Auch Geschwindigkeitsbeschränkungen gibt es vor den zahlreichen Bögen und Gefällen immer wieder. Diese werden mit hinterleuchteten weißen Zahlen auf schwarzem Grund angezeigt. Man fühlt sich gleich wieder wie in Wien, denn bei jedem noch so kleinem Gefälle gibt es gleich eine 40er- oder 35er-Beschränkung. In den Bögen „singen“ die Wagen dann auch noch so richtig.

Wie schon erwähnt, gibt es viele Baustellen. Die Linie 6 war aufgrund einer Brückensanierung überhaupt zwischen drei Stationen eingestellt. Alle Baustellen werden wunderbar angekündigt. Es gibt teilweise Zettel an den Türen wie bei uns und bei der Routenskizze über der Tür – denn der Netzplan hängt verkleinert daneben –wird es extra bei der Station auch noch einmal angeschrieben. So etwas hätte man in Wien auch machen können.

Die Stationen sind sehr schön mit weißen Fliesen verkleidet. Auf blauen Fliesen ist der Stationsnamen zu sehen. Für die riesigen Werbeplakate ist eine Art goldener Bilderrahmen angedeutet – sehr stilvoll, wie ich finde.

Bus:

Es kommen hauptsächlich Renault-Iris-Busse zum Einsatz. Diese gibt es ausschließlich niederflurig als Midibus, Zweitürer, Dreitürer und 3-türige Gelenkbusse. Auf weniger wichtigen Linien in den Vororten kommen auch noch Zweitürer mit einer kleinen Stufe beim Einstieg zum Einsatz. Diese augenscheinlich etwas älteren Busse verfügen noch über ein Rollband statt einer digitalen Zielanzeige.

Interessant ist auch, dass das Liniensignal nicht in der Matrix bzw. im Rollband integriert ist. Der Grund ist folgender: Jede Linie hat eine eigene Farbe. Die Matrix könnte sie nicht darstellen, somit steckt eine Tafel in der jeweiligen Farbe neben der Matrix. Auch seitlich gibt es Vorrichtungen, um Tafeln in der jeweiligen Farbe anzubringen. Diese zeigen den Routenverlauf anhand wichtiger Straßen/Plätze, ähnlich der Rückseite der Routentafel bei der Wiener Straßenbahn. Im Heck befindet sich eine Zifferntafel.

Neben den Renaults kommen noch einige MAN zum Einsatz, die wie unsere NL 243 aussehen. Auch diese haben nur 2 Türen. Mercedes Citaro konnte ich nur bei der Station La Chapelle kurz sehen. Diese dürften nicht sehr verbreitet sein.

In jedem Bus gibt es zwei Halterungen, die quer zur Fahrtrichtung angebracht sind. In diesen steckt eine große Routenskizze der jeweiligen Linie. Auf ihr ist der genaue Streckenverlauf mit Straßen- und Haltestellenname ersichtlich. Ähnliches gibt es auch in anderen französischen Städten.

Nachfolgend ein paar Impressionen aus Paris:

Aussicht vom Eiffelturm

Typisches Jugendstil-Element bei einem U-Bahn-Abgang

Stationsbezeichnung

Diverse Hinweistafeln in einer Hochbahnstation

Ein Métro-Zug fährt in eine Hochbahnstation ein

Warten auf den Zug in einer Tunnelstation.

Die türkis-weiße Farbgebung der Verkehrsmittel ist typisch für die Pariser Verkehrsbetriebe RATP.