101 Ausreden, die nichts nützen
Vor einiger Zeit wurde in Wien eine Anti-Schwarzfahrer-Kampagne gestartet. In allen Fahrzeugen und in den
U-Bahn-Stationen wurden Plakate angebracht, die jeweils eine von angeblich 101 Schwarzfahrer-Ausreden
enthalten.
Wir meinten damals, dass es statt "101" Ausreden besser "10,1" (zehn komma eins) heißen
hätte sollen; denn unter Vernachlässigung des Rundungsfehlers
kam man damals auf die tatsächliche Zahl der plakatierten Ausreden:
zehn Stück, die nachstehend aufgelistet sind.
- (17) Ich hab' geglaubt, der Sonntag ist gratis.
- (22) Mein Bruder hat den Fahrschein - aber er ist im anderen Waggon.
- (34) Der Hund hat meinen Fahrschein gefressen.
- (35) Ich habe den Entwerter nicht gefunden.
- (45) Im Entwerter tickt es so... da hab' ich mich gefürchtet.
- (50) Mir hat die Zugluft den Fahrschein aus der Hand gerissen.
- (56) Ich wollt' beim Schaffner bezahlen, aber es ist ja keiner da.
- (63) Ich hab' geglaubt, heute ist Freifahrt.
- (70) Der Entwerter hat meinen Fahrschein geschluckt.
- (83) Ich bin doch kein Schwarzfahrer - ich hab' nur keinen Fahrschein.
Durch die Tariferhöhung mit 1. 1. 1999 wurde es aber notwendig, neue
Plakate zu drucken, da die Strafe für Schwarzfahrer ebenfalls
erhöht wurde. Ab Mitte Dezember 1998 konnte man also folgende
Ausreden in Fahrzeugen und Stationen lesen:
- (06) Kontrollieren Sie doch zuerst die anderen, bis ich ihn gefunden habe.
- (13) Ich habe geglaubt, heute war schon gestern, daher stimmt das Datum auf dem Fahrschein.
- (24) Ich dachte, nach zehn Fahrten bekommt man eine gratis.
- (42) Dem Entwerter muss die Tinte ausgegangen sein.
- (51) Gestern bin ich auch schwarzgefahren, und da hat keiner was gesagt.
- (57) Sie müssen mir einfach glauben, dass ich einen Fahrschein habe.
- (59) Eigentlich wollte ich zu Fuß gehen und hab' mich nur verfahren.
- (72) Eigentlich lebe ich in New York und bin nur zufällig da.
- (78) Mein Vater hat gesagt, die Kontrollore tun eh nix.
- (99) Ich hab' heute schon einmal gezahlt.
Fast genau ein Jahr später war es erneut so weit: Die neue Corporate Identity
der Wiener Linien machte wieder neue Plakate notwendig. Sechs neue Ausreden tauchten auf:
- (11) Ich hab' mich so geniert, nach dem Entwerter zu fragen.
- (19) Der da vorn lässt mich ja nicht zum Automaten.
- (28) Das versteh' ich nicht. In meinem Horoskop steht, heute ist mein Glückstag.
- (48) Meine Frau kümmert sich ja auch sonst um alles.
- (61) Ich wollte nur den Wagen besichtigen.
- (75) Ich bin gerade knapp bei Kasse, aber nächste Woche zahl' ich dafür doppelt.
Im September 2000 wurde die nächste Plakatserie affichiert:
- (14) Reicht es nicht, wenn Sie mit mir schimpfen?
- (23) Verflixt, meine Frau hat das Auto und die Wochenkarte.
- (29) Hallo Kollege, kennst mi nimma, i arbeit do a bei de Wiener Linien.
- (36) Schlimme Zeiten, wenn sich nicht einmal mehr die Kontrollore eigene Fahrscheine leisten können.
- (64) Tut mir leid, aber ich habe Sie nicht einsteigen sehen.
- (76) Was verdienen Sie, wollen Sie nicht in meiner Firma arbeiten?
Anfang Jänner 2001 wurden zwei neue Ausreden kreiert, um jene Plakate zu überkleben, die zur Ankündigung des Silvesternachtverkehrs dienten:
- (40) Was halten Sie von Fifty-Fifty...?
- (53) Ich habe nicht gezwickt, um den Entwerter zu schonen.
Anfang Jänner 2002 wurden erneut zwei neue Ausreden affichiert. Sie enthalten die
doppelte Preisauszeichnung: Schwarzfahren kostet ATS 560,- (EUR 40,70).
- (71) Meine Mutter hat vergessen, mir den Fahrschein einzupacken.
- (88) An ungeraden Tagen auch?
Nach diesen 36 Ausreden war die Kampagne zu Ende. Die übrig gebliebenen Aufkleber wurden noch einige Zeit später auf den Wiener-Linien-Flohmärkten zum Verkauf angeboten.