Im letzten Wahlkampf brachten die Grünen die Forderung nach einer Jahreskarte um 100 Euro ein. Nach der Wahl waren die Grünen plötzlich Koalitionspartner und nun mussten tatsächlich mit der SPÖ neue Tarife ausgehandelt werden. Dass die 100-Euro-Jahreskarte nicht mehr als ein Wahlzuckerl waren, stellte sich naturgemäß bald heraus. Trotzdem war klar: Es müssen Vergünstigungen kommen - nur das Wie würde noch abzuklären sein.
Dann tat sich längere Zeit nach außen hin nicht viel - bis die Wiener Linien plötzlich nach vor preschten und meinten, eine Tarifsenkung könne gar nicht in Frage kommen, da man sonst das Angebot reduzieren müsste. (Wie ein stadteigener Betrieb, dessen Defizit ohnehin aus der Stadtkasse gedeckt wird, zu solchen Aussagen kommt, sei dahingestellt.) Auch der Fahrgastbeirat schlug in dieselbe Kerbe - was ist das für eine Fahrgast-Vertretung? - und trat offen gegen eine Senkung des Jahreskartentarifs auf, um gleichzeitig Forderungen zu erheben, für die er bestenfalls völlig unzuständig ist, beispielsweise einen Stopp des Autobahnbaus...
Anfang Oktober wurde gar eine Tagung abgehalten, mittels derer sich die Verfechter einer Tariferhöhung wissenschaftliche Untermauerung für ihre Forderungen sichern wollten - so etwas ist ja durch gezielte Auswahl der Vortragenden nicht weiter schwierig. Dennoch: Je verzweifelter die Versuche von Seiten der Wiener Linien sich gestalteten, die Tarifreform im letzten Moment noch zu torpedieren, desto sicherer konnte man sich sein, dass eine Senkung des Jahreskartentarifs so gut wie beschlossene Sache sein würde. Es stellte sich lediglich die Frage nach der Höhe dieses Tarifs. In den letzten Wochen geisterte der Slogan "Öffis um 1,- pro Tag" durch diverse Medien, das entspricht einem Jahrespreis von EUR 365,-.
So wurde es dann auch beschlossen. Bei einer Pressekonferenz am Dienstag, dem 11. Oktober 2011, gab man Details zur Tarifreform bekannt, die mit 1. Mai 2012 in Kraft treten wird:
Wer vor Inkrafttreten der Tarifreform eine Jahreskarte gekauft hat, wird im Sommer 2012 eine entsprechende Gutschrift erhalten. Künftig wird jährlich überprüft werden, inwieweit eine Anpassung der Tarife an die jeweilige Teuerung notwendig ist.