Am 16. 10. 1999 um ca. 23 Uhr stürzte eine 21-jährige Frau in der Station Karlsplatz vor einen Richtung Hütteldorf fahrenden Zug der Linie U4 und wurde getötet.
Der Freund wurde wegen des Verdachts auf fahrlässige Tötung festgenommen, da Zeugen von einem Streit zwischen den beiden berichtet hatten. Es stellte sich aber später heraus, dass die Frau vermutlich in Selbstmordabsicht vor den Zug gesprungen war.
Wir haben dazu einen Augenzeugenbericht von Andreas Klement:
Als ich am Samstag, den 16.10. um ca. 23 Uhr mit der U4 Richtung Hütteldorf fuhr, hatte ich am Karlsplatz ein unschönes Erlebnis. Der Zug bremste bei der Einfahrt in die Station abrupt ab und gleich darauf wurde es bis auf die Notbeleuchtung finster und unheimlich still. Die Türen wurden allerdings nicht freigegeben. Am Verhalten der Fahrgäste am Bahnsteig konnte man aber erkennen, dass es sich wieder einmal um die "Erkrankung eines Fahrgastes" gehandelt hat. Über Lautsprecher wurde nach einem Arzt gefragt und die Leute zum Verlassen des Zuges (durch Betätigen der Türnottaste) und des Bahnsteiges aufgefordert. Dies war dadurch leicht möglich, weil es ein Kurzzug war und dieser bereits zur Gänze in der Station zu Stehen gekommen war.
Beim Verlassen des Zuges konnte ich erkennen, was passiert war. Ein menschlicher Körper, vermutlich weiblich, war in der Höhe der Hüfte zwischen der Bahnsteigkante und der zweiten Türe des ersten Wagens (Nr. 3134) eingeklemmt. Ob dies ein Suizid oder ein Unfall war, konnte ich allerdings nicht eruieren. Die Polizei war sofort da, Rettung und Feuerwehr nur 5 Minuten später. Die Bergung der Leiche dürfte den Rettungsmannschaften allerdings schwere Kopfzerbrechen bereitet haben, da ein Heben des Wagens nichts gebracht hätte.
Jedenfalls war klar, dass ein U4-Betrieb in diesem Abschnitt an diesem Tag nicht mehr möglich war. Die Leitstelle hat übrigens sehr schnell reagiert, Richtung Heiligenstadt fuhr bereits unmittelbar nach dem Ereignis kein Zug mehr. Die U4 war zischen Margaretengürtel und Landstraße oder Schwedenplatz unterbrochen, ein Schienenersatzverkehr eingerichtet.
Und hier beginnt meine Kritik an den Wiener Linien, die in Sachen Fahrgastinformation diesmal eine 5 minus verdient haben. Es gab nur ganz wenige, nichtssagende Lautsprecherdurchsagen. Der Zugang beim Otto-Wagner-Pavillon wurde einfach verriegelt, obwohl die U2 normal fuhr. Wiener Linien-Personal zur Auskunft war praktisch nirgends vorhanden, die Stationsaufsicht Karlsplatz überfordert und ziemlich uninformiert. Die Busse des Schienenersatzverkehrs hielten an der Haltestelle der Linie 4A, obwohl die Haltestelle des 59A als "Schienenersatzverkehrshaltestelle" ausgeschildert war.
Am Magartengürtel war die Situation ähnlich. Kein Wiener-Linien-Personal, die flexiblen Anzeigetafeln waren unbrauchbar. Beim Zugang zeigten sie "Rauchverbort im U-Bahn-Bereich" an, am Bahnsteig Richtung Hütteldorf "Alle Züge Gleis 1", am Bahnsteig Richtung Heiligenstadt "Kurzzug - Hütteldorf". Kein Hinweis auf die Störung, kein Hinweis auf den Schienenersatzverkehr, keine Lautsprecherdurchsagen. Dann wurden die Fahrgäste von einem U4-Fahrer auf den Schienenersatzverkehr verwiesen. Die meisten Leute scheiterten schon daran, die Haltestelle zu finden. Was eh egal war, weil der Schienenersatzverkehr Richtung Ring bereits eingestellt war, da ja fahrplanmäßig keine Züge mehr Richtung Karlsplatz fahren sollten (das war um ca. 0.20 Uhr). Dafür kam dann ein Bus der Linie N60, dessen Fahrer absolut uninformiert war, dass er nun einen Schienenersatz-Ersatzverkehr durchführen sollte (ich wies die Fahrgäste darauf hin, dass sie aufgrund der Beförderungsbedingung des VOR nicht verpflichtet waren, zusätzlich einen NightLine-Fahrschein zu kaufen).
Es war ein tragischer Fall, aber das soll keine Ausrede für die Wiener Linien sein, derartig chaotisch zu handeln. Schon vor zig Jahren gab es in Zürich ein intelligetes System: im Falle einer Störung zog der Expeditor die Karteikarte des betroffenen Streckenabschnittes, wo penibel die notwendigen Maßnahmen angeführt werden.