Weitere Demonstrationen

Am Donnerstag, dem 3. Februar 2000, fand am Abend erneut eine Demonstration gegen die neue Regierung statt. Bis ca. 23.00 Uhr wurden die Ringlinien zwischen Schottentor und Karlsplatz über den Kai kurz geführt.

Am Freitag, dem 4. Februar, gab es erneut Aufmärsche. Da der Ballhausplatz jedoch von der Polizei zum Sperrgebiet erklärt wurde, verlagerten sich die Demonstranten und zogen Ring-rund. Daher wurden die Ringlinien ab den Mittagsstunden zuerst wie oben kurz geführt. Nachdem die Demonstranten den Kai erreicht hatten, fuhr man zwischen Börse und Karlsplatz über den Ring, wobei einige Züge der Linien 1 und 2 zwecks Intervallausgleich am Dr.-Karl-Renner-Ring oder über die Bösendorferstraße wendeten. Die Buslinien 1A, 2A und 3A waren ebenfalls ab Mittag eingestellt.

Um 15.20 Uhr kam der Befehl, nur mehr zwischen Karlsplatz und Bellaria (über den Ring!) zu fahren. Dies betraf auch die Linie D. Sie fuhr zwischen Südbahnhof und Dr.-Karl-Renner-Ring bzw. Börse und Nussdorf. Schließlich erreichte der Demonstrationszug überraschend schnell das Parlament, um zum mittlerweile freigegebenen Ballhausplatz zu gelangen. Somit gab es bei der Linie D kurzzeitig drei Linienführungen (auch über Kai), je ein Zug der Linien D, J und 2 waren aber gefangen. Der 2er drehte ein paar Runden in der Bellariaschleife ...

In der Schleife Schottentor legten sich die Wiener Linien fast selbst ein Ei: Ein Zug der Linie 1, der umkehren wollte, wurde durch ein falsch parkendes Fahrzeug behindert. Die nachkommenden Züge der Linien 43 (3 Züge) und 44 (1 Zug) stellten sich brav hinten an, sodass der letzte 43er schließlich den 1er an der Ausfahrt aus der Schleife behinderte! Durch mehrmaliges Nachrücken ging sich die Sache aber noch, wie der Fahrer des 1ers treffend anmerkte, "ums A****lecken" aus.

Um 16.15 wurde den Fahrern der Linien 1 und 2 über Funk die normale Linienführung angeordnet. Jedoch versuchten um ca. 16.30 Uhr Demonstranten, die Polizeisperre in der Kärnter Straße zu durchbrechen und von da zum Ring zu gelangen. Diesmal traf es die Wiener Linien völlig unvorbereitet. Während die hörbar genervte Dame am Mikrophon über die Lautsprecheranlagen noch verkündete, die Ringlinien verkehrten wieder planmäßig, steckten sechs Züge am Opernring fest und die Expeditioren bemühten sich heftig um neue Ablenkungsmöglichkeiten.

Um ca. 17.30 Uhr bewegte sich der Demonstrationszug über die Zweierlinie. Die Linien J und 46 wurden bis Josefstädter Straße U geführt, die Linie 49 bis Urban-Loritz-Platz. Auch die Linie 48A war betroffen. Die Linie J wurde an diesem Tag nicht mehr bis zum Ring geführt. Ab 19 Uhr zogen die Demonstranten über den Kai, die Rossauer Lände bis zur Friedensbrücke, die Alserbachstraße, die Nussdorfer Straße und die Währinger Straße zum Ring zurück. Das brachte folgende Kurzführungen mit sich: Linie 31 bis Wexstraße, dann ebenso die Linien 5 und 33 sowie den anderen Ast der Linie 5 bis Josefstädter Straße, dann Linie D von Nussdorf bis Augasse und schließlich die Linien 37, 38, 40, 41 und 42 bis Bahnhof Währinger Gürtel.

Um ca. 21 Uhr war wieder die Zweierlinie dran. Um ca. 22.30 Uhr wurden die Ringlinien endgültig eingestellt sowie der Ast der Linie D zum Südbahnhof. Sie verkehrte also nur mehr zwischen Börse und Nussdorf, da es zu Tumulten vor der FPÖ-Zentrale in der Kärntner Straße kam, die bis um Mitternacht andauerten. Die Polizei befürchtete eine Eskalation, und so wurden die U-Bahn-Stationen Karlsplatz und Stephansplatz gesperrt. Damit trat erstmals seit Eröffnung der U2 die Situation ein, dass keine vollständige Ausweichmöglichkeit für die Fahrgäste der Ringlinien bestand. Übrigens waren die Lautsprecherdurchsagen so leise, dass nicht einmal Wortfetzen verständlich waren.

Ebenfalls ab 22.30 Uhr wurden die Linien 62 und 65 zum Südbahnhof sowie die Lokalbahn bis Wolfganggasse geführt. Ab 23.25 Uhr verkehrte die Linie 71 nicht mehr zum Ring, sondern zur Matthäusgasse. Mangels abgestelltem Personals wurde die Z-Weiche am Rennweg in der Ablenkung belassen...

Damit wurde der Betriebsschluss an diesem ereignisreichsten Tag seit dem Schneechaos im Jänner 1987 erreicht.

Diese Liste kann leider keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben, und einige Straßenbahnzüge werden wohl, von Demonstranten blockiert, abenteuerliche Wege genommen haben.