Wie in einer Pressekonferenz am Mittwoch, dem 2. Juli 2008, bekanntgegeben wurde, werden ab dem 26. Oktober 2008 die Straßenbahn-Ringlinien völlig neu geordnet. Die Linien 1 und 2 in ihrer derzeitigen Form werden eingestellt, an ihrer statt werden neue Durchgangslinien eingerichtet, die - Bestrebungen zur Abschaffung der Buchstabenlinien aus den 1980er-Jahren folgend - die Ziffernsignale 1 bis 4 erhalten. Der besseren Verständlichkeit halber werden in der folgenden Auflistung die Nummern der Radialäste verwendet.
Linie 1 neu: Stefan-Fadinger-Platz - 65 - Oper - Bellaria - Schottentor - Kai - Schwedenplatz - 78 - Prater Hauptallee.
Linie 2 neu: Ottakringer Straße, Erdbrustgasse - 45 - Parlament - Bellaria - Oper - Stubentor - Schwedenplatz - 29 - Floridsdorfer Brücke, Friedrich-Engels-Platz
Linie D: bleibt unverändert (ab 2009 als Linie 3 bezeichnet)
ab 2009: Linie 4: Kaiserebersdorf - 71 - Schwarzenbergplatz - Oper - Bellaria - Schottentor - Schottenring, Börse (gemeinsam mit einer Überarbeitung des ÖV-Netzes in Simmering)
"Eingestellt" werden daher die Linien J, N und 65 sowie ab 2009 die Linien D und 71. Über eine Umbenennung des O-Wagens, der 2009 als letzte Buchstabenlinie verbleiben würde, wurde nichts bekanntgegeben. Weiters ist in der neuen Presseaussendung vom 2. Juli zu lesen, dass die Wiener Linien "die zusätzliche Errichtung einer Gleisverbindung hinter dem Parlament" planen würden.
Mit den Radialästen 29, 45, 65 und 78 werden ausschließlich Strecken herangezogen, die bislang im Verhältnis zu anderen Straßenbahnlinien weniger ausgelastet waren und daher mit kurzen ULFen betrieben wurden. Es stellt sich daher die Frage, ob die neuen Ringlinien weiterhin mit A/A1 betrieben werden sollen, was bei gleich bleibender Intervallgestaltung zu einer Kapazitätsverringerung auf der Ringstraße führen würde, oder ob man B nehmen wird und damit eine Überkapazität auf den Außenästen anbietet. Laut Wiener Linien sollen ja die Intervalle am Ring gleich bleiben.
Mit der Umbenennung der Linie D in 3 will man offenbar warten, bis die Umrüstung der E2-Garnituren auf elektronische Zielanzeigen im Laufen ist, da nicht davon auszugehen ist, dass man für die störanfälligen Brose-Apparate erneut Bänder anfertigen lässt.
Interessant ist auf jeden Fall, dass hier erstmals seit langer Zeit von dem bisherigen Standardargument, lange Linien seien nachteilig, weil störungsanfällig, abgewichen wird. Auch verbesserte Ampelschaltungen zur Beschleunigung des Straßenbahnverkehrs am Ring werden angekündigt. Ein weiterer großer Fortschritt gegenüber dem jetzigen Ringverkehr ist der Wegfall der lästigen Stehzeiten in den Haltestellen Schottenring und Stubentor.
Hinweis: Auf Grund dieser neuen und unvorhersehbaren Entwicklung verschiebt sich die im Straßenbahnjournal-Jahrbuch 2007 angekündigte Buch- und DVD-Erscheinung "Eingestellte Straßenbahnlinien in Wien" in das Jahr 2009!