Bruchstrichliniensignale: Unterschied zwischen den Versionen

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Bild:LS 315 2 5.jpg|Die Scheibe in Stellung "5".
 
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Bild:LS 315 2 31.jpg|Die Scheibe in Stellung "31".
 
Bild:LS 315 2 31.jpg|Die Scheibe in Stellung "31".
Bild:LS 315 2.jpg|Klappenscheibe, Klappen entfernt und Balken hineingeschnitten
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Bild:LS 315 2.jpg|Klappenscheibe, Klappen entfernt und Bruchstrich hineingeschnitten
 
Bild:LS 315 2b.jpg|Hier hat die Scheibe bereits das aufgenietete Plättchen und einen Balken.
 
Bild:LS 315 2b.jpg|Hier hat die Scheibe bereits das aufgenietete Plättchen und einen Balken.
 
Bild:LS 315 2s.jpg|Ehemalige Klappenscheibe mit gestrichenem Signalbild.
 
Bild:LS 315 2s.jpg|Ehemalige Klappenscheibe mit gestrichenem Signalbild.

Version vom 17. Februar 2013, 17:32 Uhr

Die Signalscheiben der Bruchstrichlinien der Wiener Straßenbahn

Bevor wir uns einer der früher so zahlreichen Besonderheiten der Liniensignale zuwenden, einige allgemeine Bemerkungen zu den Signalscheiben. Ab 1907 bis 1959 wurden die Scheiben ausschließlich von der Hauptwerkstätte angefertigt. Es war daher nicht nötig, detaillierte Zeichnungen über die Anbringung diverser Zurüstteile, wie Haken, seitliche Anschläge und später Klappen zum Abdecken eines Teils des Liniensdignals für jede einzelne Linie anzufertigen, sondern es genügte eine Grundzeichnung, die dann für alle Signale galt. Auch nach Einführung der Streichbalken wurden außer bei einigen danach neu gezeichneten Liniensignalen, die absolut komplett ausgeführt wurden, offensichtlich nur irgendwelche Skizzen gemacht und der Rest den erfahrenen Schlossern der HW überlassen. Möglicherweise wurden die Balken auf vorhandenen Scheiben zum Teil auch in den Wagenrevisionen der Bahnhöfe angebracht, da es doch manchmal fast bahnhofspezifische Ausführungen gab. Nun zu den Bruchstrichlinien. Derartige Scheiben existierten für die Linien 8/36, 8/49, 31/5, 38/5, 45/46, 60/62, 62/8, 75/78 und 78/80. Die anderen derartigen Linien, die ihre Bezeichnung oft auch nur betriebsintern trugen, führten kein Dachsignal.

Als am Beginn des Jahres 1928 die Einführung der Linie 31/5 in Planung war, wurde am 20. Februar eine Signalscheibe gezeichnet, bei der sich die Zahl 31 im linken oberen Quadranten und die Ziffer 5 im rechten unteren befand. Für beide Signalteile stand jeweils eine eigene Klappe zum Abdecken zur Verfügung. Von dieser Version, die die Signalbilder 31, 5, 31 5 und eine schwarze Scheibe hätte zeigen können, ist nicht bekannt, ob sie tatsächlich ausgeführt wurde. Zur Inbetriebnahme der Linie am 5. Juni 1928 erschienen jedenfalls Signalscheiben mit in Bruchform ausgeschnittenem Signalbild, das hochgestellt die Zahl 31, einen schrägen Bruchstrich und tiefgestellt die Ziffer 5 zeigte und in sehr ähnlichem Aussehen bis zur Umbenennung der Linie in 33 in Verwendung war. Gleichzeitig mit dieser wurde in prinzipiell gleicher Art auch eine Ausführung mit Kursivziffern gezeichnet, die aber keine Zustimmung der Entscheidungsträger gefunden haben dürfte. Allem Anschein nach konnte man sich von der Idee der Klappenscheibe aber nicht lösen, da drei Monate nach Einführung der Linie am 8. September 1928 neuerlich eine derartige Ausführung gezeichnet wurde, von der erwiesenermaßen auch tatsächlich Scheiben angefertigt wurden. Das Signalbild zeigte auf gleicher Schriftlinie links die Zahl 31 und mit großem Abstand, in dem eine um 180° drehbare Klappe ihren Drehpunkt hatte, die Ziffer 5. Über die Verwendung derart ausgeführter Scheiben ist allerdings auch nichts bekannt, ebensowenig, ob sie tatsächlich für die Linie 31/5 entworfen wurden oder etwa für Züge des Bahnhofs Brigittenau, die von der Linie 5 auf die Linie 31 oder umgekehrt ohne Wechsel der Signalscheibe hätten übergehen sollen oder tatsächlich auch gingen. Sicher ist jedenfalls das ziemlich kurze Zeit später von einem Teil dieser Klappenscheiben die Klappe entfernt und zwischen 1 und 5 ein Schrägstrich hineingeschnitten wurde und die Scheiben solcherart Verwendung fanden. Ab 1934 experimentierte man mit der Anbringung eines Balkens zum Durchstreichen des Liniensignals, wie eine erhalten gebliebene Zeichnung beweist, auf der ein nahezu rechtwinkelig abgeknickter Balken das Signal waagrecht durchgestrichen hätte und im Normalzustand ziemlich weit über den oberen Scheibenrand hinausgeragt hätte. 1935 entstand dann die Zeichnung einer Scheibe, die die endgültige Form des Streichbalkens zeigte und nach der auch Scheiben angefertigt wurden. Um im nichtgestrichenen Zustand möglichst wenig abzudecken, mußte der Balken eine etwas eigenwillige Form haben. Um Platz für den Lagerbolzen, der den Drehpunkt des Balken bildete, zu schaffen, wurde der Bruchstrich etwa in der Mitte auf ungefähr 55 mm unterbrochen und der Bolzen dort eingenietet. Bei den Originalscheiben von 1928 erreichte man das, indem zwischen den Ziffern 1 und 5 ein etwa 5 cm großes Blechplättchen aufgenietet wurde, das ebenfalls den Bruchstrich unterbrach und, wie bei der Zeichnung von 1935, die Möglichkeit zur Anbringung des Bolzens bot. Die Streichbalken der nachgerüsteten Scheiben wiesen ein geringfügig anderes Aussehen auf. Für die aus der Klappenversion entstandenen Bruchstrichscheiben wurde analog vorgegangen, nur daß der Balken auf Grund der anderen Ziffernstellung kürzer sein konnte und auch etwas anders aussehen mußte. Die restlichen nach dem Zweiten Weltkrieg offenbar immer noch in der HW auf Lager liegenden Klappenscheiben wurden in der Notzeit auf noch einfachere Art verwendbar gemacht: man entfernte lediglich die Klappe und versah sie ohne sonstige Änderung mit einem Balken, der allerdings wegen Fehlen des Bruchstrichs völlig normal ausgeführt werden konnte. Dadurch entstand der Eindruck, es handle sich um das Liniensignal "315". Im Jahr 1965 wurde eine neue Zeichnung angefertigt, die fast genau der ursprünglichen entsprach und so wie diese keinen Balken aufwies, da das Durchstreichen des Liniensignals an Bedeutung verloren hatte und eher nur noch für planmäßig kurzgeführte Linien, z. B. 5 (gestrichen), O (gestrichen) usw. angewendet wurde. Die nach dieser Zeichnung ausgeführten Scheiben wiesen noch aufgenieteten Haken und Gußstücke als seitliche Anschläge auf. Die letzte Zeichnung stammt aus dem Jahr 1985 und war mit ihrer Vorgängerin identisch mit Ausnahme der mitgeschnittenen Anschläge und Haken wie es der bis heute üblichen Art von Signalscheiben entspricht.

Für die 1941 eingeführte Linie 78/80 wurden Signalscheiben in der Bruchstrichversion fabriziert. Aus heute nicht mehr nachvollziehbarenen Gründen wurden 1944 neue, gänzlich anders aussehende Scheiben ohne Schrägstrich, dafür aber mit Abdeckklappe angefertigt. Danach wurden, entgegen der Vorgangsweise bei den 31/5-Scheiben, bei denen ja die Klappen entfernt worden waren, auch die 78/80-Scheiben mit einer Klappe versehen. Nach dem Krieg verwendete man beide Scheibenarten bis weit in die sechziger Jahre auf den Frühzügen der Linie 78 zum Schottenring, die dann auf die Linie 80 übergingen.

Bei Einführung der Linie 60/62 im Jahr 1963 kam es als ganz große Sensation erst- und einmalig zur Ausführung eines Bruchstrichsignals für Stadtbahnwagen, weil die damals auf der Linie 60 verkehrenden N60 an manchen Tagen auch als 60/62 im Auslauf waren. Selbstverständlich wurden auch runde Signalscheiben produziert, bei denen sich im Laufe der Jahre als einzige Änderung, bei gleich aussehendem Signalbild, die Umstellung auf die in einem Stück gefertigten Scheiben ergab. Über die anderen Bruchlinien gibt es weit weniger zu berichten. Lediglich die 8/49-Scheibe besaß einen Balken zum Durchstreichen des Liniensignals. Die übrigen Bruchliniensignalscheiben hatten keinen und alle diese Scheiben existierten nur in einer Ausführung, wie sie die Fotos zeigen.


Mit freundlicher Genehmigung aus "tramway & modell" 4/2003


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